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Mietnomaden

Fetzen-Jeans und lange Haare? Oder Schlips-Typ mit Pomade? Wer ist denn nun ein Mietnomade?

Gedankenverloren sitzt Verena Wiesenbusch an ihrem Bürotisch und starrt aus dem Fenster ins Februar-Grau. Sie versucht es mit einem versonnenen Blick, aber nix rührt sich da draußen – es bleibt duster. Genauso fühlt sie sich auch. Mit dieser verdammten Wohnung in der Alfred-Nebel-Straße ist sie wirklich nicht auf Rosen gebettet. Was im Prinzip nicht schlecht ist, wer will schon auf Dornen liegen? Also formulieren wir es mal so: Mit dieser Immobilie hat sie den schwarzen Peter gezogen (das war schon in der Kindheit so, jedes Mal, JEDES MAL wurde ihr diese miese Karte zugespielt): Sie findet einfach keinen Mieter.

Und versteht gar nicht, warum. Der Grundriss ist einzigartig, man kann über die Badewanne auf den Balkon klettern. In der Küche gibt es kurze Wege: Wenn man vor dem Kühlschrank steht, braucht es nur eine halbe Drehung zum Herd und eine dreiviertel zur Arbeitsplatte. Richtig praktisch. Okay, vielleicht nicht, wenn man einen Obelixbauch hat. Aber das wäre doch ein guter Grund abzuspecken, oder? Speck ist eh ungesund. Außer wenn er knusprig ist. Aber dann würde es sich ja in diesem Falle um Kannibalismus handeln ...

Jetzt schüttelt Verena angewidert den Kopf – während sie auf die magere Ausbeute an Bewerbungen blickt – und ruft sie sich zur Ordnung. Dabei sortiert sie automatisch die Stifte in der Schublade. Nun gut (gut?), wen haben wir denn da? Einmal den Herrn Danny Hehn und dann noch Hannibal Ripper. Sie schickt einen Stoßseufzer zum Himmel, woraufhin dieser mit Blitz und Donner antwortet und macht sich auf den Weg. Im strömenden Regen. Natürlich im strömenden Regen. Wie mit dem schwarzen Peter.

Eine Stunde später

Sie weiß augenblicklich: Nur einer der beiden kommt in Frage. Dem Ripper sieht sie sofort an, mit dem stimmt was nicht – bei diesem Lotterlook, dem Fünf-Tage-Bart und der langen Mähne kann sie sich schon jetzt ausrechnen, dass sie mit allem rechnen muss, nur nicht mit pünktlichen Mietzahlungen rechnen kann. Der Herr Hehn ist da schon ein ganz anderes Kaliber, mehr als neun Millimeter bestimmt. Da kennt sie sich aus – sie ist heimliche Waffenliebhaberin –, was sich dadurch bemerkbar macht, dass sie auf dem Rummel immer stundenlang an der Schießbude steht, weil sie endlich mal einen großen Plüschteddy gewinnen möchte. Aber das klappt leider jedes Mal nicht. JEDES MAL! (Vielleicht, weil sie da nur steht und das Gewehr nicht in die Hand nimmt?)

Der Hehn jedenfalls, das ist vielleicht ein Bild von Mann: groß, gepflegt, glattrasiert, Krawatte, Anzug, Aktentasche aus feinstem Rindsleder (bestimmt aus feinstem Rindsleder) und dann hat sie ihn elegant (ohne Obelixbauch, also küchenkompatibel!) aus seiner A-Klasse aussteigen sehen. Sie ist vor lauter Begeisterung ganz aus dem Häuschen, geht aber schnell wieder hinein, weil es immer noch pladdert.

Und tatsächlich. Herr Hehn hat den Mietvertrag bei charmantem Geplaudere (hach!) anstandslos unterschrieben. So gönnt sie sich nun quietschvergnügt ein Likörchen. Und danach ein Weinchen. Und dann …

nimmt das Drama seinen Lauf.

Vier Wochen später ist weder die Kaution noch die laufende Miete eingegangen. Das soll sich auch nicht ändern – trotz Mahnungen und schließlich fristloser Kündigung. Der Mann stellt sich einfach tot.

Oweh, vielleicht ist er ja tot?

Sie beschließt nachzusehen, sie ist ja kein Unmensch. Wäre aber gerne einer geworden, als sie ihre Wohnung kontrolliert. Es sieht aus wie bei Hempels unterm Bett. Sie kennt die Hempels zwar nicht, beschließt aber, dass es bei denen akkurat aussehen muss, wenn sie sich die Verwüstung hier anschaut: eine Mischung aus hauseigener Müllhalde, hinterlassenem Bier-Scherbenhaufen, Sodom und Gomorra – untermalt von einem herben Geruchscocktail, das in einer Bar sicher kein Verkaufsschlager werden würde.

Sie fällt in Schockstarre. Und kommt da bloß wieder raus, weil eine Ratte ihren Fußknöchel streift.

Frau Wiesenbusch war ganz klar blauäugig

Zwar hat sie immer davon geträumt, blaue Augen zu haben, aber doch nicht so! Sie hat den Köder des weltmännischen Auftretens geschluckt und damit auch die bittere Pille – beides liegt ihr nun schwer im Magen: ein Mietnomade hat sich bei ihr eingenistet – eine Art Mensch, die ständig neue Wohnungen bezieht mit der eindeutigen Absicht, die Miete nie zu bezahlen.

In Deutschland gibt es ca. 10.000 - 15.000 Mietnomaden, die Vermietern nicht nur horrende Mietschulden hinterlassen, sondern im krassesten Falle hausen wie die Vandalen und sogar Eigentum zerstören.

Dass Mietnomaden nicht auf den ersten Blick zu erkennen sind, haben wir gesehen

Herr Ripper wäre übrigens ein umsichtiger, solventer und zuverlässiger Mieter gewesen. Dies hätte Verena herausgefunden, wenn sie

    ✓ eine Bonitätsauskunft von Herrn Ripper und Herrn Hehn bei der Schufa oder Creditreform angefordert,

    ✓ beide Ausweise auf einen festen Wohnsitz überprüft,

    ✓ nach dem Namen des Vorvermieters gefragt, eine Antwort bekommen

    ✓ und die Mietkaution als Barzahlung statt Kautionsversicherung gefordert hätte.

Kann Verena Herrn Hehn zur Warnung online als Mietnomaden melden?

Es gibt zwar entsprechende Internetseiten, aber aus Datenschutzgründen könnte es sie in Schwierigkeiten bringen, seine personenbezogenen Angaben herauszugeben. Und Schwierigkeiten hat sie momentan genug. Sie ist besser dran, wenn sie gegen den Täter Anzeige wegen Betruges erstattet, sodass rechtliche Schritte gegen ihn eingeleitet werden können. Allerdings verläuft das meist in etwa so wie bei einem Fahrraddiebstahl: ohne Ergebnis.

Verena hat Glück im Unglück gehabt, da Herr Hehn von alleine verschwunden ist, denn:

Ein Mietnomade legt es oft darauf an (neun Millimeter!), aus einer Wohnung herausgeklagt zu werden. Dann bleibt dem Vermieter nur die Räumungsklage. Leider kann es – abhängig von der Auslastung des zuständigen Gerichtes – bis zu einem Jahr dauern, bis ein vollstreckbares Urteil gesprochen wird. Und auch das garantiert den Auszug des Mietnomaden nicht. Die letzte Konsequenz ist schlussendlich die Zwangsräumung.

Aber damit ist es dann auch noch nicht vorbei

Meist stehen eine Haushaltsauflösung inklusive Beseitigung der Vermüllung und Renovierung an. Dann stellt sich die Frage, ob der Vermieter

  • einen neuen Anlauf wagt, die Wohnung zu vermieten – bei Berücksichtigung der richtigen Vorgehensweise zu seiner Absicherung – oder
  • die Immobilie doch lieber verkaufen will.

Im letzteren Falle kann es unnötig sein, Geld in die Renovierung zu investieren, da der neue Eigentümer seinen Besitz möglicherweise nach seinen eigenen Wünschen gestalten will, z. B. mit einer Einbauküche oder einem Badezimmer nach seinem Geschmack.

Bei einer Neuvermietung hingegen müssen alle Beschädigungen beseitigt und die Wohnung wieder in einen funktionsfähigen sowie wohnlichen Zustand gebracht werden. Da Mietnomaden aufgrund ihres Abtauchens oder ihrer Mittellosigkeit nur selten belangt werden können, muss der Vermieter in den sauren Apfel beißen (auch das noch, Frau Wiesenbusch hat ja schon den Köder und die bittere Pille geschluckt) und für die entstehenden Kosten aufkommen – es sei denn, er hat eine entsprechende Versicherung abgeschlossen.

Apropos Versicherung:

Wir können Ihnen versichern, dass wir jeden Mietinteressenten auf Herz und Nieren prüfen. Zwar nicht medizinisch, aber mit einer zuverlässigen Diagnose des Zahlungsvermögens. Und auch, wenn Sie Ihre Immobilie veräußern wollen oder müssen (egal, aus welchem Grund), begleiten wir Sie in diesem Prozess mit skalpellscharfem Verkaufs- und gesundem Maklerverstand – bis hin zu: Operation gelungen, Abschluss erfolggekrönt. Das Patentrezept dazu haben wir, Sie lösen es nur bei uns ein. Telefonisch oder per Mail, ganz wie Sie es wünschen.

Geschrieben von Susanne Purol