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Auf die Plätze! Los! Fertig.

Harry ist ein Mann, der nicht lange fackelt. Schon allein aus dem Grunde, dass er nicht das nötige Zubehör dafür hat. Aber auch, weil er Abkürzungen liebt. In möglichst jeder Lebenslage. Deshalb dreht er jetzt auch kurzerhand um. Er befindet sich bei Kilometer 5 des Halbmarathons am Lac d'Annecy, einem überirdisch schönen See im Nordwesten Frankreichs mit einer Palette an Türkistönen, die einfach umwerfend sind. Jetzt hat er aber genug vom ständigen Sich-wieder-Aufrappeln, vor allem bei 40 Grad im Schatten. Also legt er den Rückwärtsgang ein (die französischen Ordnungshüter nehmen ihre Aufgabe, so was zu verhindern, so ernst wie ein Löwe Softeis mit bunten Raspeln) und trabt gemächlich gen Ziel.

210 Meter davor feuern ihn die Zuschauer an: „Arry, Arry, Arry!!!“ (sein Name steht auf dem Startnummernschild an seiner Brust, die jetzt – stolzgeschwellt – droht, die Sicherheitsnadeln zu sprengen, die das Schild an seinem Shirt halten).

„Arry, Arry, Arry!!!“ Er legt einen Zahn zu (leider hat er nur einen) und rast nun im Schweinsgalopp auf das Ziel , wirft die Arme theatralisch nach oben wie Rocky nach seinem Sieg im Boxkampf (nur ohne geschwollene Augen und gänzlich unmuskulös), brüllt laut und hopst dann sportlich wie ein abgesoffenes Auto über die Ziellinie. Aus den Augenwinkeln erhascht er dabei den schmachtenden Blick einer rassigen Brünetten. Er läuft röchelnd aus und nimmt die Medaille mit stolz erhobener Nase entgegen. Die habe ich mir aber so was von verdient. Einen Halbmarathon in knapp anderthalb Stunden hinzulegen … mein lieber Herr Gesangsverein! Okay, die Kenianer sind mit etwas unter einer Stunde dabei, aber die haben auch längere Beine.

So, eine Sache war ratzfatz erledigt. Jetzt wird er die Kleine klarmachen.

Und schon hat er sie im Visier. Er steuert sie direkt an, nimmt sie in seine schweißgetränkten Arme, hebt sie hoch, wirbelt sie dreimal rum, stellt sie dann vor sich, knutscht sie mit salzigen Lippen (und Sabber, ziemlich viel Sabber) ab und haucht ihr dann in perfektem „Das prickelt so schön in die Bauchnabel“-Französisch ins Ohr: „Wuhle wu kuschee awek mua?“ (zu Deutsch: „Willst du mit mir schlafen?“) Wie gesagt: Harry macht gerne kurzen Prozess.

BATSCH (rechts)! BATSCH (links)! BATSCHBATSCHBATSCH (rechts-links-rechts)!!!

Uiuiui! Diese Ohrfeigen haben gesessen. Verdattert hält er sich die kirschroten, nun noch heißeren Wangen und versteht die Welt nicht mehr. Schon gar nicht die Französische. Die er jetzt nur noch von hinten sehen kann, denn seine Angebetete stapft mit ihren Freundinnen zornig rauchend von dannen.

Zwei Wochen später, Sonntagabend

Zufrieden betrachtet Harry sein Online-Konto, nicht nur sein 1.399-Euro-Gehalt sind drauf, sondern endlich auch Omas Erbschaft. 30.000 Mäuse! Jetzt kann er sich den Traum einer eigenen Wohnung leisten. Er weiß auch schon welche. Die für 250.000 Frau-Holle-Flocken in der Schnellstraße. Mit Omas Geld hat er genug Eigenkapital, das hat er akribisch ausgerechnet.

So, jetzt ab zur Besichtigung. Es ist schon 20.42 Uhr. Um 21.00 Uhr ist der Termin. Ein bisschen spät, findet Harry, aber ansonsten hätte er bis übermorgen warten müssen. Das geht gar nicht. Er knipst das Licht in seinen Zimmern aus und macht sich auf den Weg.

In der Kneipe

Das ist ja bestens gelaufen. War ein bisschen dunkel, aber ich habe alles voll gecheckt. „Noch ein Bier bitte!“ Heizungen abgehört, ob die gluckern. Türen und Fenster quietschen nicht. Der Wasserhahn in der Küche ist okay, dann werden die im Bad das auch sein. Ach Mist, den Keller habe ich vergessen. Aber egal, was soll da schon sein. Ist doch nur ein Keller. Ruhig wars auch, hab ich auf dem Balkon getestet. Und das Beste: Die Kneipe ist nur fünf Fußminuten entfernt. Was will ich mehr? Und wo es Bier gibt, ist sicherlich auch ein Supermarkt in der Nähe. Gebongt! Ich kaufe die Wohnung.

Harry hat also wieder mal den Stier bei den Hörnern gepackt. Mutig, wenn man bedenkt, was Toreros so alles zustoßen kann. Dagegen ist Harrys Bauchlandung, die er machen wird, ein Katzenspiel.

Allerdings ein existenziell Gefährliches.

Mit dem Wohngefühl, das so passend ist wie ein Eisbär in der Wüste: völlig fehl am Platze. Aber der Eisbär hat die Wüste nicht gekauft. Harry hingegen hat nun eine Immobilie an der Backe (schlimmer als die Ohrfeigen), die schlichtweg als Flop beschrieben werden kann. Das wäre nicht passiert, wenn er doch genügend Zeit in die Vorbereitungen gesteckt hätte.

  • 1. Zunächst einmal hätte er die maximale Finanzierungshöhe prüfen sollen.
  • In einem Gespräch mit seiner Bank oder einem Finanzierungsvermittler hätte er erfahren, welchen Immobilienkaufpreis er sich wirklich leisten hätte können. Der meist notwendige Eigenkapitalanteil variiert zwar von Immobilie zu Immobilie und von Bank zu Bank, aber mit mindestens 10 Prozent des Kaufpreises ist zu rechnen.

    Zudem fallen bei einer klassischen Immobilienfinanzierung monatliche Belastungen für Zins und Tilgung an. Diese Raten sollten nicht mehr als maximal 40 Prozent des Nettoeinkommens betragen. Allein damit hat sich Harry komplett übernommen.

    Außerdem: Viele Erstkäufer haben keine Ahnung davon, dass ein Immobilienkauf mit Erwerbsnebenkosten verbunden ist, die in der Regel nicht von der Bank mitfinanziert werden, zum Beispiel für

    • den Notar*
    • das Grundbuch*
    • die Grunderwerbsteuer*
    • den Umzug
    • Sanierungen

    * fällig vor der Kaufpreiszahlung

  • 2. Lage, Lage, Lage – die Erste
  • Harry hat nicht bedacht, dass die Lage maßgeblich den Immobilienwert bestimmt. Seine Wohnung ist die teuerste in der Nachbarschaft. Die Günstigen könnten den Wert seines Hab und Guts nach unten ziehen.

  • 3. Lage, Lage, Lage – die Zweite
  • Die Kneipe ist für Harry das einzige Brauchbare in der Nähe. Supermärkte und andere Einkaufsmöglichkeiten sind für ihn erst nach einer Stunde Bahnfahrt erreichbar. Dafür gibt es einen Schulhof gegenüber, das Gejohle in der Pause muss man mögen. Zumal es sich nach dem Unterricht weiter fortsetzt, denn alle Nachbarn haben zwei bis drei Kinder. Autsch.

    Darüber hinaus macht die Schnellstraße ihrem Namen (der für Harry fälschlicherweise ein gutes Omen darstellte, er liebt es ja schließlich dalli, dalli) alle Ehre, denn an den Wochentagen gibt es ein hohes Verkehrsaufkommen. Da kommt bei Harry keine Freude auf.

  • 4. Husch, husch bei der Besichtigung, einem der wichtigsten Termine beim Immobilienkauf
  • Auch damit hat sich Harry keinen Gefallen getan.

    Im Kaufvertrag wird festgehalten, dass es ausreichend Gelegenheit gab, die Immobilie zu checken und Mängel aufzudecken. Wäre Harry gründlich gewesen – bzw. noch cleverer: Hätte er sich eine professionelle Einschätzung geleistet – deren Kosten überschaubar sind –, hätte der Schimmel im Bad leicht identifiziert werden können und auch der im Keller, den er sich ja gar nicht erst angeguckt hat. Nun sitzt er auf einem Haufen Problemen, statt gemütlich auf der Couch im ersehnten Eigenheim – und muss weit mehr investieren als in einen Experten.

  • 5. Eigentümer zu sein ist ein ganz anderes Kaliber, als zur Miete zu wohnen.
  • Harry war es gewohnt, monatliche Mieten an seinen Vermieter zu zahlen. Damit waren alle Kosten gedeckelt und er brauchte sich um nichts mehr zu kümmern.

    Nun aber müssen in teils unregelmäßigen Abständen Posten wie

    • Grundbesitzabgaben,
    • Grundsteuern,
    • Müllabfuhr,
    • Entwässerung,
    • Wasserversorgung,
    • Strom,
    • Gas,
    • Versicherungen
    • und eventuell noch eine Instandhaltungsumlage

    berücksichtigt werden – von unvorhersehbaren Reparaturen oder gar notwendigen Sanierung ganz zu schweigen.

    Harry hätte sich einen Überblick über diese Ausgaben verschaffen und sie einkalkulieren sollen. Spätestens da wäre ihm ein (sehr, sehr grelles) Licht aufgegangen: Das war eine Milchmädchenrechnung! Und zwar mit mächtig saurer Milch.

    Und dabei steckt noch so viel mehr in dem Kaufprozess, ganze Bücher sind darüber geschrieben worden. Natürlich könnten Sie sich bei Ihrer Immobiliensuche mit dem teilweisen Fachchinesisch vertraut machen. Aber die Ungewissheit bleibt, ob Sie nichts übersehen haben (oder dass Ihr ausgewähltes Sachbuch unvollständig/nicht auf dem neuesten Stand/von einem Laien geschrieben worden ist.)

    Wenn Sie Netz und doppelten Boden haben wollen, dann wenden Sie sich doch einfach an Living in Berlin. Wir wissen bis ins kleinste Detail, was zu tun, zu unterlassen, zu beachten ist; was benötigt wird, welche Termine mit wem vereinbart werden müssen und wann; wo die Fallstricke lauern und wie sie zu umgehen sind und so weiter und so fort. Schließlich wollen Sie Ihr neues Eigentum ja in vollen Zügen genießen, richtig? Dann reicht es, jetzt einfach zum Hörer zu greifen und uns anzurufen. Das ist auch schon alles.

    Geschrieben von Susanne Purol