Ihr zertifiziertes Immobilienbüro in und um Berlin
Living in Berlin Logo
Wir vermieten und verkaufen Ihre Immobilie
Schnell und sicher

Besichtigung vorbereiten

Wenn es aussieht wie Kraut und Rüben, dann haben wir den Salat

„Scheiße, schon so spät?“ Anton haut sich vor lauter Ärger seine Hand an die Stirn. In der er dummerweise noch seine Kaffeetasse hält. Die nicht leer ist. Er jault auf, knallt die Tasse auf den Tisch, wischt sich flüchtig das Koffein-Nass vom tadellos gebügelten Hemd und hechtet los. Eine Stunde später kommt er völlig verschwitzt zu Hause an. Genau 60 Minuten nach dem vereinbarten Termin. Das sollte schwere Konsequenzen haben.

Mit komplett zerrauften Haaren, seinem fleckigen Outfit und der heraushängenden Zunge wirkt er wie ein Albert-Einstein-Dalmatiner-Mischling, dem man Apfelsaft unter die Achseln gesprüht hat. So spurtet er von seinem Auto zum Gartenzaun. Das heißt, er will spurten; muss aber abrupt bremsen, weil ihm eine Traube wild gestikulierender Menschen entgegenströmt. Und wir sprechen hier nicht von der süßen Rebsorte, sondern von der, wo sich der Mund unangenehm zusammenzieht. Dementsprechend saure Satzfetzen dringen an sein Ohr:

„GIBT'S DOCH WOHL NICHT!!!“

„IST DAS ZU FASSEN???“

„ICH GLAUB, MEIN SCHWEIN PFEIFT!!!“ „DEIN SCHWEIN KANN PFEIFEN?“

„DAS SETZT DEM GANZEN ECHT DIE KRONE AUF!!!“ „DU MEINST WOHL EHER DEN ABFALLEIMER!!!“

Er drängelt sich durch die wütende Meute bis in den offenstehenden Hausflur und bleibt wie angewurzelt stehen. Dicke Nebelschwaden wabern ihm entgegen, aus dem Fernseher karachot ein Maschinengewehr-Duell und kämpft gegen die bummernde Techno-Musik aus dem Zimmer seines Sohnes Tobi. Mühsam zieht er die Roots an seinen Füßen hinter sich her. Bei diesem Moonwalk fällt sein Blick

  • ins Gästeklo mit offenem Deckel und asthmatisch gurgelnder Spülung,
  • weiter in die Küche, wo offenriechlich gerade etwas nicht Definierbares (Forelle Schimmelblau? Gammel-Hammel? Suppe à la Karott-Verrott?) auf dem Herd verkohlt ist,
  • und durch den Flur, in dem er über ein Springseil stolpert, direkt auf das danebenstehende Skateboard fällt, um bauchwärts ins Wohnzimmer zu schießen.

Sein „AAAAARGGH“ vermischt sich mit dem Plärren seiner sechs Monate alten Lilly und einem freudig lallenden „Liebschlinkk, da bisse ja enlisch“ seiner auf ihn zu torkelnden Ehefrau Ella (die er just in diesem Moment von der Göttergattin zur Teufelsbraut degradiert). Sie beugt sich wie auf Schiffsplanken im Sturm zu ihm herunter und gibt ihm einen Kuss, der treffsicher auf seinem Ellbogen landet. Dabei umgibt sie ein dezentes Wölckchen aus Eau de Nikotin und Futschi-Gucci.

„Was ist mit der Besichtigung?“, röchelt er entsetzt.

Irgendwas rüttelt an ihm. Er wiederholt stur seine Frage. Immer und immer wieder. Und wird dann so geschüttelt, dass er das Gefühl bekommt, ein Martini zu sein.

„Liebling! Wach auf!“

Verwirrt öffnet er die Augen. Und schaut in das süße Gesicht seiner Ella, die ihn besorgt anschaut.

„Geht es Dir gut?“, fragt sie ihn zärtlich. „Du hattest einen Albtraum.“

Abrupt setzt er sich auf. „Was ist mit der Besichtigung?“, will er erneut wissen.

„Wieso fragst Du das? Was soll damit sein? Die ist wie geplant heute um 15 Uhr.“

„Und wie sieht es hier aus?“

(Sie hört ein klares „denn“, Marke: Wie sieht es DENN hier aus? Das verwirrt sie, so ein bisschen wie ein völlig verheddertes Wollknäuel. Und sie kriegt sogleich einen Föhn. Den sie gar nicht brauchen kann, da schon zwei im Badezimmer hängen. Dazu müssen wir wissen, dass sie eine Haustraumfrau ist. Was Anton ihr auch immer wieder mit den Worten „Ella fegt und putzt sehr schnell, was sie putzt wird blinkendhell!“ als Ballade vorträgt.)

„Wie es hier aussieht, habe ich gefragt.“ Man hört die Panik auf der Titanic in seiner Stimme.

Ella seufzt, legt den Föhn weg, setzt sich auf die Bettkante und tätschelt beruhigend seine rechte Schulter. Während sie an Zsa Zsa Gabors „Es hat keinen Sinn mit Männern zu streiten. Sie haben ja doch immer unrecht“ denkt, setzt sie ihm – geduldig wie eine Affenmama, die ihr Kind laust – auseinander:

„Wie abgesprochen, ist alles perfekt vorbereitet. Weil ja der erste Eindruck bei der Kaufentscheidung eine wichtige Rolle spielt. Wie Du und unsere geniale Maklerin mir glaubhaft versichert haben. Circa 20.000 Male.

Gaaanz anders als sonst ist hier alles aufgeräumt und sauber. Nach schlappen fünf Jahren habe ich jeden Raum – besonders aber den Eingang, die Küche, das Bad und die Fenster wie Meisterin Propper blitzeblank geputzt. Sogar die Millionen Spinnweben unserer hauseigenen Tarantula habe ich restlos entfernt.

Auf dem Esstisch stehen ein paar hübsche, diesmal nicht verwelkte Tulpen. Die dunkelbunten Kissen habe ich aufgrund der außerordentlichen Umstände heute nicht aufs Sofa gefeuert, sondern hübsch drapiert. In unserer dekorativen Kristall-Schale auf dem Flur schimmeln – woran ich mich echt erstmal gewöhnen muss, irgendwie fehlt mir da jetzt was – keine ollen Rosinen, stattdessen habe ich ganz frische, süße (!) Weintrauben hineingelegt. Selbstverständlich kernlose.

Wenn Du Dich erinnerst, hast Du alle notwendigen Kleinigkeiten repariert: die klemmende Balkontür und das quietschende Schlafzimmerfenster, die defekten Außenleuchten und die fehlenden Sockelleisten. Ich habe nix davon wieder kaputtgemacht oder geklaut.

Heute habe ich kein Pappmasché vorgekocht, dafür aber unser Nichtraucher- und Antiduscher-Haus drei Stunden lang gelüftet. Das werde ich kurz vor der Besichtigung nochmal tun und dazu frischen Kaffee aufbrühen. Extra von Jacobs. Für's Verwöhnaroma.

Alle nicht vorhandenen Jalousien und Vorhänge habe ich weggezogen. Hier tappt keiner mehr im Dunkeln.

Der Rasen im Garten ist gemäääht, allerdings nicht von einem Schaf. Das bekam ich so rasch nicht hin. Alles, was sonst stäääändig rumliegt, steht sauber aufgereiht und nach Anfangsbuchstaben sortiert im Schuppen.

Tobi hat den gesamten Müll in die Tonne geworfen und nicht, wie gewohnt, ins Schlafzimmer. Er hat mir hoch und heilig versprochen, ausnahmsweise keine Zeitschaltuhr zu installieren, die pünktlich zu unserem Termin eine Heavy-Metal-Disco simuliert. Jetzt ist er bei seinem Freund. Lilly bei Deinen Eltern. Wenn Du die Kreissäge heute in Ruhe lässt, sollten wir für eine ungestörte Atmosphäre gesorgt haben.

Ach so, ja: Die Leichen im Keller habe ich auch entsorgt. Mithilfe von Colombo. Ich hoffe, das ist in Ordnung?“

„Veräppelst Du mich etwa?“ Anton schaut sie sehr skeptisch an.

„Neeeein, Rohrspatz, neeein! Wie kommst Du denn darauf?“

„Ach egal, war nur so ein Gefühl.“ Er seufzt abgrundtief, also etwa aus der Mitte des Erdkerns und lehnt sich entspannt zurück.

Das können Sie auch tun, wenn Sie Ellas Tipps für die Besichtigung (nicht wortwörtlich, aber dem Sinn nach) beherzigen. Mit ein paar kleineren Handgriffen, einem willkommenen Kaffeeduft sowie hellen, frisch-gelüfteten und ordentlichen Räumen sorgen Sie leicht für aufgeräumte Interessenten.

Und wenn Sie nicht nur der Besichtigung gelassen entgegensehen möchten, sondern dem gesamten Verkaufsprocedere, dann überlassen Sie dies doch ganz einfach Living in Berlin. Sie beißen sich bei diesem Kraftakt nicht die Zähne aus, sondern sparen sogar Zahnarztkosten. Und wir punkten im Finale mit Ihrem krönenden Abschluss. Einverstanden? Dann rufen Sie doch jetzt schnell an.

Geschrieben von Susanne Purol